Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

First Contact. Geschichte und Soziologie erster Begegnungen

9. Juli 2008

Workshop des SFB „Norm und Symbol“ mit Dr. Britta Duelke (Frobenius-Institut Frankfurt) und Prof. Dr. Wolfgang Kaiser (Paris Sorbonne)

Kurze Impulsreferate aus der aktuellen Forschung

  • Britta Duelke (Frankfurt)
    ‚Dancing with Strangers’ oder vom Umgang mit Kontrastwirklichkeiten
  • Wolfgang Kaiser (Paris)
    Erste Kontakte und Vermittlung im interkulturellen Handel
  • Michael Kempe (St. Gallen)
    Rough Contact: Korsarenüberfälle als Kontagium für einen interkulturellen Rechtsraum?
  • Patrick Oelze (Konstanz)
    ‚Operibus Credite’: Scharlatanische Beglaubigungsstrategien
  • Anne Sonnenmoser (Konstanz)
    Prekärer Kontakt - kontaktarmes Prekariat?

Zum Thema

Eine soziale Beziehung „besteht“, so Max Weber, „ausschließlich und lediglich in der Chance“, dass wechselseitig „aufeinander eingestelltes Handeln stattfand, stattfindet oder stattfinden wird“. So fraglos diese Chance wechselseitig orientierten und orientierenden Handelns in den Routinen, Institutionen und symbolischen Sinnwelten der Alltagspragmatik auch gegeben ist und so deutlich sie als Feindschaft, Kampf, Marktaustausch, Freundschaft oder Liebe usf. erfahrbar wird, in Situationen erster Begegnung büßt sie ihre Fraglosigkeit ein.

Der erste Kontakt mit den Mitgliedern einer fremden Gesellschaft oder mit einem Neugeborenen, die Wiederbegegnung mit Verschollenen, Vergessenen oder Totgeglaubten, die Identifikation religiöser, politischer oder geschlechtlicher „Konvertiten“, die Imagination einer Begegnung mit Außerirdischen und nicht zuletzt auch das Überschreiten der Grenzen unserer „small life-worlds“ (B. Luckmann) – alle diese Situationen verweisen in der sie kennzeichnenden Unsicherheit auf die immer neu zu schaffenden oder wieder herzustellenden Voraussetzungen, die aus körperlicher Kopräsenz soziale Beziehungen entstehen lassen.

Im Arbeitsgespräch sollen Kulturtechniken der Bearbeitung solcher fundamentaler Unsicherheit diskutiert werden: Kulturtechniken der Kontaktaufnahme, der Synchronisa­tion von Handlungen, der Organisation kommunikativer Anschlussfähigkeit, mithin der Herstellung sozialer Beziehungen in Situationen oder Konstellationen, in denen die Selbstverständlichkeit routinierten Handelns und Sprechens außer Kraft gesetzt ist. In historisch-vergleichender Perspektive steht die Frage im Vordergrund, wie erste Begegnungen in unterschiedlichen Kulturen, sozialen Kontexten und Zeiten bewältigt und bearbeitet wurden und werden, aus soziologischer Sicht geht es um die „Kulturbedeutung“ (Weber) verschiedener Techniken der sprachlichen, gestischen oder mimischen Verständigung, der Imagepflege, des Gabentausches oder des gezielten „gemeinsamen Erlebens“ in first contact-Situationen.

9.7.2008, 10-16 Uhr s.t.
Universität Konstanz

Kontakt

Michael R. Müller, Patrick Oelze, Anne Sonnenmoser
SFB485[at]uni-konstanz.de